08.12.2025

Luchs-Symposium in der Naturschutzstation Riedelhof

Dr. Florian Kaiser von der »Regionalen Informationsstelle Luchs« eröffnet das erste Luchs-Symposium auf dem Riedelhof. Die Veranstaltung zog über 55 Gäste an. 
© Archiv Naturschutz LfULG, L.-F. Weller

Regionen wie der Harz und der Bayerische Wald, wo Luchse seit mehreren Jahrzehnten leben, zeigen es: Die Wiederansiedlung der großen Katzen kann nur gelingen, wenn dafür eine breite Akzeptanz besteht. Wie kann dies im Erzgebirge und Vogtland funktionieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt des ersten Luchs-Symposiums am 03. Dezember auf dem Riedelhof in Markneukirchen. Die Veranstaltung mit etwa 55 Personen wurde von der »Regionalen Informationsstelle Luchs« organisiert.

Der Bayerische Wald und der Harz sind seit etwa 35 beziehungsweise 25 Jahren Luchsregion mit zum Teil bewegter Vergangenheit. Die Vorträge von Dr. Sybille Wölfl und Lilli Middelhoff zeigten, dass ihre Erfolgsgeschichte auf das langjährige, fortdauernde und gemeinsame Engagement verschiedener Interessensgruppen zurückgeht. Eva Ronkainen-Kolb, eine Vertreterin vom Tourismus im Harz, betonte in ihrem Vortrag, dass mit dem Luchsgehege im Harz parallel zu den ersten Auswilderungen ein Angebot geschaffen wurde, die scheuen Einzelgänger der Bevölkerung und Touristen näher zu bringen. Darauf aufbauend findet sich der Luchs nun in zahlreichen touristischen Angeboten wieder – von Wanderwegen, über Merchandising-Artikel bis hin zu Skulpturen in Bad Harzburg – und trägt signifikant zur touristischen Attraktivität der Region bei. 

Dr. Boxleitner berichtete zu dem Auswilderungsprojekt im Thüringer Wald.  © Archiv Naturschutz LfULG, L.-F. Weller

Sowohl der Harz, der Bayerische Wald als auch der »Trittstein« im Fichtelgebirge hoffen, dass mit den ausgewilderten Luchsen in Thüringen und Sachsen Verbindungen zwischen den Populationen entstehen. Alle Wiederansiedlungen beruhen auf wenigen Gründertieren. Daher ist ein Austausch nötig, um langfristig einer genetischen Verarmung der Populationen vorzubeugen. 

Das Luchsprojekt in Thüringen steht wie in Sachsen noch am Anfang. Hier wurden seit 2024 sechs Luchse ausgewildert. Zudem profitiert das Projekt von der Lage des Thüringer Walds zwischen Harz und Fichtelgebirge, wodurch abwandernde Tiere häufiger vorbeikommen und sich nun durch die Anwesenheit weiterer Luchse ansiedeln, wie Dr. Max Boxleitner erklärte. So geht auch der Nachwuchs im Thüringer Wald in diesem und im Vorjahr auf eine eingewanderte Luchsin zurück. 

Zwischen und nach den Fachvorträgen bestand viel Zeit für Austausch zwischen Luchsexpertinnen und -experten, Naturschutzverbänden, Vertretern von Kommunen und Städten im »neuen Luchsgebiet« in Sachsen, Personen aus Forst, Jagd und behördlichem Naturschutz sowie Akteuren aus der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. In den Diskussionen wurde wiederholt deutlich, dass der Aufbau stabiler Luchspopulationen nur mit Geduld und Engagement verschiedener Interessensgruppen gelingen kann. Die Anwesenheit der Luchse wirkt sich auf vielfältige Weise aus. Das Monitoring der Tiere, der Austausch mit Expertinnen und -experten und eine stetige Öffentlichkeitsarbeit müssen daher eng ineinander greifen, damit die »Pinselohren« sich langfristig etablieren und akzeptiert werden. Gelingt dies, kann die Region von den charismatischen Katzen profitieren. Hier kann sich das Erzgebirge ein paar Ideen vom Harz »abluchsen«. 

Die »Regionale Informationsstelle Luchs« informiert und vernetzt

Seit einem reichlichen Jahr ist der Riedelhof, die Naturschutzstation des Landschaftspflegeverbands »Oberes Vogtland« e. V., auch »Regionale Informationsstelle Luchs«. Ihre Hauptaufgaben bestehen darin, zum »RELynx« Projekt zu informieren, Akteure anzusprechen und zu vernetzen. Das Portfolio der Veranstaltungen reicht über Informationsstände und Vorträge bis hin zu Mitmachaktionen für Jung und Alt. 
In diesem Jahr hat die Informationsstelle an knapp 40 Veranstaltungen im Projektgebiet teilgenommen oder diese selbst durchgeführt. Auf diese Weise haben Tausende Menschen von den ausgewilderten Luchsen erfahren. Das gezeigte Interesse an Infoständen und bei Vorträgen freut das Projektteam, denn die Akzeptanz der Luchse in der Bevölkerung ist eine Voraussetzung für ihre erfolgreiche Wiederansiedlung. 
 

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